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Offiziertugenden - Kerntugenden

Ist es etwas besonderes, Offizier zu sein?

Dies ist die ethische Kernfrage - und obwohl sie selbstverständlich mit "Ja" beantwortet werden muss, denn sonst bräuchte man die Unterscheidung der Laufbahnen ja gar nicht vorzunehmen, spüren wir ein gewisses Hemmnis, diese Wahrheit auszusprechen.

Denn naturgemäß grenzt die Festlegung besonderer Eigenschaften jene aus, die sie nicht zu teilen vermögen oder Willens sind.

Wohlgemerkt: Es geht nicht um ein besser oder schlechter!

Generalfeldmarschall
Graf Moltke

 Redlich
gegen uns und was
sonst uns Freund ist
Tapfer
gegen den Feind
Großmütig
gegen den Besiegten
Höflich
immer!

Derart sind die vier Kardinaltugenden.

Nietzsche

 

Jeder hat das Recht, sein Leben so zu gestalten, wie er es für richtig hält!

Hier geht es darum, welche Anforderungen heutzutage an den Offizier gestellt werden müssen und welchem Ideal er nacheifern soll.

Die Einsatzarmee "Bundeswehr" ist in der Realität angekommen.                        
Im monatelangen Zusammenleben in den Feldlagern definiert die militärische Gemeinschaft ihre naturgemäßen, bewährten Regeln und das Extrem - das eigene Leben für einen oft abstrakten Wert einzusetzen - ist für jeden Soldaten mittlerweile hochgradig wahrscheinlich geworden.

Die Renaissance der soldatischen Tugenden hat eingesetzt und - ob wir wollen oder nicht - der Erfolg der deutschen Soldaten im Ausland hat viel damit zu tun, dass wir aus der Sicht der Verbündeten als ausgesprochen diszipliniert, gehorsam und treu, mutig, bestens organisiert, pünktlich und zuverlässig gelten und dies wohl auch sind.

Und nicht zuletzt das Leitbild der Inneren Führung - das auf dem Vertrauen des Untergebenen in die freiheitlich demokratische Werteordnung basiert - erweist sich dort als Erfolgsmodell, wo unsere Führer und insbesondere die Offiziere den Menschen in den Mittelpunkt stellen und auch im Einsatz die Lebensumstände des Soldaten teilen.

Vorbei sind die Zeiten, in denen sich der Offizier nur im Tagesdienst beweisen mußte und des Abends in die Anonymität des Zivillebens zurückkehren konnte. 
Ein Bekenntnis ist gefordert, wieder jederzeit und uneingeschränkt dienen zu wollen.

Vorleben ist gefragt - und im Extrem auch der Wille zum Vor-Sterben - wenn der Offizier den Anforderungen zeitgerechter Menschenführung gerecht werden will.

Wagen wir also den Versuch, Tugenden zu formulieren, deren Akzeptanz als Lebensregeln in und außer Dienst - ein Leben lang - den deutschen Offizier ausmacht - und ein außergewöhnliches, befriedigendes Leben verspricht:

Ehrenwort und Wahrheit  | Tapferkeit  | Rückgrat | Höflichkeit

Henning v. Tresckow

Untrennbar mit dem Bild eines Offiziers verbunden ist die Vorstellung, dass er der geborene Streitschlichter ist.
Er versteht es in jeder Lage, das Umschlagen von Emotion in Beleidigung zu verhindern. Als bloße Selbstverständlichkeit stellt das Soldatengesetz klar, dass ein Offizier sich zur Wahrung seines Vertrauens im dienstlichen Bereich mit seinen Äußerungen zurückhält und im Sprachgebrauch nicht ehrverletzend auftritt.

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Wie wohl kaum eine Eigenschaft zeichnet den Offizier die Fähigkeit zur eigenen Meinung und zur Kritik aus. 

Seine Überzeugung offen und frei gegenüber dem Vorgesetzten zu vertreten, ist unbedingte Voraussetzung für das Vertrauensverhältnis, ohne das ein erfolgreicher Führungsvorgang und die Auftragstaktik nicht denkbar sind.

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Auf das Wort eines Offiziers kann man unerschütterlich bauen! Keine andere Eigenschaft ist seit alters her so bezeichnend für das Selbstverständnis eines Offiziers, wie das Ehrenwort!

In der heutigen Zeit hat die "Öffentliche Meinung" für die Ehrlichkeit nur wenig Achtung übrig:
Die Schlitzohrigkeit, vor allem den Behörden, der Haftpflichtversicherung oder dem Finanzamt gegenüber steht dagegen hoch im Kurs.

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Tapferkeit ist Teil der Grundpflicht des Soldaten und damit Bestandteil seines Eides.

Oft leicht dahergesagt beschreibt diese Tugend im Kern das Äußerste, was ein Mensch für eine Sache zu geben bereit sein kann, nämlich seine Gesundheit und im Extrem sogar sein Leben.

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