Hauptmann M. Matthes

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Leserbrief der Lebensgefährtin von
Hauptmann M. Matthes
gefallen am 25.05.2011 nahe Kunduz

Lieber Herr Lang, ich bin die Lebensgefährtin von Hauptmann Markus Matthes, der am 25.Mai in Kunduz gefallen ist... Es fällt mir unendlich schwer ohne ihn zu leben und dennoch weiß ich, dass er seinen Beruf sehr ernst genommen hat und er alles tat diesem gerecht zu werden. Die Frage nach dem "Warum" vermag mir keiner zu beantworten. Leben ist zeichnen ohne Radiergummi. Wenn ich es könnte, so würde ich es tun... Ich war und bin sehr stolz auf ihn. In unserer Bevölkerung findet die Bundeswehr leider nicht die Anerkennung, die ihr gerecht wird. Ich verneige mich vor Markus und all´ den Kameraden für ihren Mut und ihre Tapferkeit. Durch Markus habe ich die Bundeswehr kennen und schätzen gelernt. Kameradschaft ist nicht nur ein Wort. Freunde sind Freunde und nicht jeder Kamerad ist auch ein Freund, aber es sind die Menschen, denen man das eigene Leben anvertraut. Freunde kommen und gehen, Kameraden bleiben... Ihre Seite haben Sie sehr schön gestaltet und ich möchte Sie wissen lassen, dass meine Gedanken oft bei den ganzen Kameraden sind, die sich einsetzen für uns alle und unseren Frieden- Danke!

In stiller Trauer, S.


 Und wenn du dich getröstet hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben.
Du wirst immer mein Freund sein.
Du wirst Lust haben, mit mir zu lachen.
Und du wirst manchmal dein Fenster öffnen, gerade so, zum Vergnügen...
Und deine Freunde werden sehr erstaunt sein, wenn sie sehen, dass du den Himmel anblickst und lachst.

(Antoine de Saint-Exupéry)


Sehr geehrte Frau S.,

mit großem Erstaunen nehme ich Ihre Mail zur Kenntnis, denn gerade eben habe auch ich über das Thema Afghanistan sprechen müssen.

Zunächst möchte ich Sie wissen lassen, Sie sich meiner Anteilnahme versichert sein können. Ich weiß nicht, was Ihnen Trost gibt und wie schwer es ist oder wie langsam auch immer Ihre persönlicher Himmel wieder etwas mehr blau färbt: seien Sie sich sicher, dass es viele Menschen gibt, die einen guten Kameraden - ganz gleich ob als Partner oder Soldat - haben hergeben müssen. Halten Sie ihn in Ihrem Herzen, ganz gleich wie Ihr weiterer Weg auch aussehen mag, er wird nie ganz verschwinden! Diese Erfahrung hat jeder schon gemacht oder wird sie noch machen müssen.
Die Frage nach dem "Warum" kann kein Mensch beantworten. Letztlich kann nur die Zeit die Wunden heilen.

Wenn Sie dies möchten, können Sie gerne Ihre Email - mit Ihrem Einverständnis kann auch ich dies tun - als Gästebucheintrag veröffentlichen. Weiterhin kann ich Ihnen die Möglichkeit anbieten, Ihre Meinung, Ihre Haltung und Ihre Gedanken zur Ihrem Partner und zu seiner Berufswahl aufzuschreiben, ich könnte dies als eigenständigen Beitrag auf den Seiten veröffentlichen. Die Auseinandersetzung - persönlich wie öffentlich - mit diesem ganzen Themenbereich wird immer noch viel zu leise behandelt und die meisten schweigen, - manchmal gibt es alle 2-3 Jahre eine Fernseh-Doku zur ungünstigsten Sendezeit, damit das Thema aus dem öffentlichen Bewusstsein herausgehalten wird. So sehen wir uns übrigens als Betreiber dieser Seiten: die Bewahrer dieser Idee, um Sie bewusst in den Köpfen der Menschen zu lassen.

Dies trifft nämlich auf ein ziemlich großes Problem unserer Gesellschaft: auch ich bin Soldat und betreibe zusammen mit Herrn Stöhr diese Seiten bereits seit ziemlich genau 10 Jahren: Die Resonanz wächst zwar augenscheinlich, aber echte Anteilnahme und das Teilen dieses Wertekanons wird augenscheinlich weniger.
Momentan sind nämlich viele Leute in Deutschland mit Ihrem Geld beschäftigt und all den Sorgen, die das Problem der Wirtschafts- und Bankenkrise nach sich ziehen. Die paar toten Soldaten in einem fernen Land stören da kaum den Tagesablauf und unterbrechen nur kurz die Finanznachrichten. "Business as usual" - damit das auch so bleibt, schützen tausende Soldaten, Polizisten und Zollbeamte unsere Gesellschaftsordnung - und unseren Spielplatz für die Wirtschaftenden. Damit das auch schön so bleibt, kann man den Staatsapparat nie ganz auflösen: einer muss ja aufpassen...

Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft, und dass Ihre Bereitschaft, dieses Thema ganz öffentlich anzusprechen, nicht verloren geht.

Herzliche Grüße

Thomas Lang
Hauptmann

Achte auf Deine Gedanken,
denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte,
denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen,
denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten,
denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter,
denn er wird Dein Schicksal!

Aus dem Talmud