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Der Dreiklang "Führer, Ausbilder, Erzieher" beschreibt die Kernfunktionen eines jeden Vorgesetzten, der natürlich aber auch immer zugleich Kamerad und Untergebener ist. Der Werdegang des Offiziers, der zwar zum Zugführer seiner Waffengattung ausgebildet wurde, führt zwangsläufig in seinem Tätigkeitsbild immer weiter weg von der Arbeit mit dem
einzelnen Soldaten hin zur Organisation von Teileinheit und Einheit bis hin zum Verband.
Wenn Du ein Schiff bauen willst,
dann trommle nicht Leute zusammen,
um Holz zu beschaffen,
Werkzeug vorzubereiten,
Aufgaben zu vergeben und
die Arbeit einzuteilen,
sondern wecke in Ihnen
die Sehnsucht nach dem
weiten endlosen Meer.
Antoine de Saint-Exupery
Dies macht klar, dass der Offizier als Ausbilder "am Mann" eher selten anzutreffen sein wird. Dies ist und bleibt die Domäne des Unteroffiziers, dem "Meister" seines Waffen-Handwerks!
Die Sicherstellung der Organisation, die Aus- und Fortbildung der eigenen Unterführer sowie die Dienstaufsicht werden deshalb vorrangig das Ausbildungsmoment des Offiziers prägen.
Seine Stärken liegen in der Möglichkeit zur vorausschauenden Planung, zur besseren Übersicht und der Fähigkeit, in höheren Kategorien zu denken.
Und gerade deshalb muss sich der Offizier immer dessen bewusst sein, dass sich Ausbildung nicht nur an der Erfüllung eines Plansolls (Schießergebnisse, Übungserfolg), sondern vor allem an der Motivation der Soldaten festmacht.
Der eigentliche Ausbildungserfolg spiegelt sich im Stolz der Männer auf das Erreichte wieder!
Dies verlangt Identifikation mit dem Auftrag und ein Wir-Gefühl.
Seine intellektuellen Fähigkeiten und seine Kommunikationsfähigkeit machen also den Offizier als Ausbilder aus.
Major Iwanski von Iwanina (in: "Applikatorischen Besprechungen",1903, S. 115 ff.) ...Um aber die Einwirkung auf den Mann durch die Kenntnisse noch intensiver zu gestalten, muß der Offizier auch seinen Gesichtskreis außerhalb der militärischen Disziplinen unablässig zu erweitern streben. Es wäre ein Irrglaube, zu denken, daß die einseitige militärische Bildung genüge, um den modernen Soldaten mit jenem Maß von Achtung, jenem Respektgefühl für den Offizier zu erfüllen, das dem Offizier jene Macht über seine Untergebenen verleiht, deren er als Führer bedarf! Der Offizier soll also wohl in erster Linie seine militärischen, d.h. Berufskenntnisse fortgesetzt festigen, vertiefen und erweitern, aber er muß auch unausgesetzt bedacht sein, seine humanistische, universelle Bildung auf eine immer höhere Stufe zu bringen... Das zweite Hauptmoment des Einflusses, der dem Offizier Macht über seine Untergebenen verleiht, ist das Herz! Der Untergebene muß die Überzeugung gewinnen, daß das Herz seines Offiziers warm für ihn schlägt. Er soll Interesse haben für seine Untergebenen; ... Es kann das Verhalten des Offiziers nicht in allen Details hier geschildert werden, es kann kein Kodex mit einer Unzahl Bestimmungen gegeben werde; ... Der Offizier verletze dabei nie die Autorität des Unteroffiziers! Wer die Autorität eines Untergebenen schädigt, untergräbt zugleich seine eigenen Autorität. Der Offizier mache also vor der Mannschaft über einen Unteroffizier niemals abfällige Bemerkungen oder kritisiere nie in ehrverletzender Art das Verhalten des Unteroffiziers. Es muß das unausgesetzte Streben des Offiziers bilden, bei seinen Untergebenen wirkliches Interesse, Lust und Freudigkeit zum Dienste zu erzeugen... |
Bundespräsident Theodor Heuss, Rede an der Führungsakademie am 12.03.1959: Vom ethischen Rang des Offizier-Berufes: Die Autonomie Ihrer Aufgabe, meine Herren, bleibt vollkommen unberührt von diesem Geschichtsprozess: Sie werden ausgebildet und bilden aus für die unberechenbaren Gegebenheiten des modernen Krieges. Und der tiefe paradoxe Sinn dieser mühseligen Arbeit ist doch dies, nicht nur durch die wagende oder ausweichende Aktion, sondern einfach durch Da-Sein und So-Sein die Verwirklichung jener schlimmen Gegebenheiten einer militärischen Konfliktslage zu verhindern. Diese fast wie Passivität klingende Interpretation einer Lebensaufgabe raubt Ihren Mühen nichts von der Würde des Berufes, sondern verleiht ihr erst den rechten ethischen Rang: Für die anderen, den Nachbarn, die Heimat, das Volk, auch den Staat, der die Herberge der bürgerlichen Freiheit und der menschlichen Gerechtigkeit sein soll, die sachliche und auch seelische Wehr zu bilden. Ihre Seele soll und muß frei sein, um mit gelassener Souveränität demagogischen Anwürfen zu begegnen... |